Wie heißt die Phase zwischen Tod und Begräbnis?“ Das könnte eine Frage bei „Was gibt es Neues!?“ sein. Ich will Ihnen heute ein paar persönliche Gedanken über den Tod näherbringen, durchaus in meiner Doppelfunktion als Kabarettist und gelernter Pastoralassistent. Und am Ende will ich auch diese Frage beantworten.Heute ist Allerheiligen. Ich kann mich noch gut erinnern an voriges Jahr zu Allerheiligen. Ich habe am Eingang zum Friedhof gewartet, und es ist ein älterer Herr auf mich zugekommen. Er hat mich erkannt und gesagt: „Suchst dir auch schon einen Platz?“ LachenIch habe gelacht, obwohl man das auf dem Friedhof eigentlich nicht tut. Oder vielleicht doch? Kann das Lachen an diesem Ort eine wertvolle Ressource für unser Seelenheil sein? Ich bin zu einem Begräbnis eingeladen gewesen – einem Freund zu Ehren. In einer gewissen Phase der Feier beginnt man, Witze zu erzählen. Einer seiner Freunde hat gemeint: „Ich habe lange überlegt, ob ich zu seinem Begräbnis komme. Schließlich kommt er ja auch nicht zu meinem.“ Schwarzer Humor. Aber vielleicht auch eine Form, mit dem Unbegreiflichen umzugehen.Egal, wo man lebt oder welcher Schicht man angehört, der Tod ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Tod als BegleiterDoch der Tod begleitet unser Leben, und Tote begleiten uns im Leben. Egal, ob der Tod uns persönlich begleitet mit Menschen, die uns nahestanden oder faszinierenden Menschen, die in der Öffentlichkeit gestanden sind und uns noch immer durch Zeitdokumente faszinieren. Ich denke oft an Menschen, die mir nahegestanden sind und nicht mehr sind. Sie sind einerseits nicht mehr da, und andererseits auch dort, wo wir sein werden.Das klingt alles so banal und gleichzeitig auch sehr mystisch. Warum beschäftigt mich das? Weil der Tod zum Leben gehört und das Leben zum Tod.Das Leben ist ein Geschenk! Wenn ich nur an die Geburt denke: der Start ins Leben. Das Erlebnis bei der Geburt dabei zu sein, war für mich genauso intensiv wie das Erlebnis beim Sterben dabei zu sein. Ganz nahe und unmittelbar. Natürlich kann ich mich nicht mehr an meine Geburt erinnern und ich werde mich auch nicht an meinen Tod erinnern. Beides habe ich erlebt und werde ich „erleben“. Aber nicht so bewusst und intensiv wie bei anderen, und das bringt mir ein kleines Stück das „Erlebnis Geburt“ und das „Erlebnis Tod“ näher.AblaufzeitMit zunehmendem Alter wird der Tod etwas Natürliches. Vielleicht sogar etwas Alltägliches, ja, etwas Lebendiges. Man spricht darüber, weil der Tod näher rückt. Man steht quasi kurz vor dem „Ziel“, weiß aber nicht, wann man es erreicht. Beim Geschirrspüler, bei der Waschmaschine oder an der Bushaltestelle gibt es eine Zeitanzeige, die sagt, wie lange etwas noch dauert. Nur im Leben nicht.Und nach dem Tod folgt eine Zeit der Verunsicherung – für die Hinterbliebenen. Eine Zeit, in der sie sich neu orientieren müssen. Auf dem Weg von einer alten Realität in eine neue. Und übrigens – die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, „Wie heißt die Phase zwischen Tod und Begräbnis?“ lautet: Schleusenzeit.Günther Lainer ist Kabarettist. Am 7.11.2025 in der Kulisse in Wien.
Sunday 2 November 2025
kurier.at - 1 days ago
