Gold, Silber, Bronze bei Olympia. Acht Medaillen, fünf davon in Gold, bei Weltmeisterschaften. Drei große und vier kleine Kristallkugeln. Benjamin Karl ist der erfolgreichste Alpin-Snowboarder der Geschichte. Nach dieser Saison zieht der Niederösterreicher einen Schlussstrich. Der KURIER traf Karl, der heute 40 wird, zum Geburtstagsinterview in Lienz, wo der Schwiegersohn von Ex-ÖSV-Abfahrer Werner Grissmann lebt.Wie immer nimmt er sich kein Blatt vor den Mund.KURIER: Was macht der 40er mit Ihnen?Benjamin Karl: Ich bin ein Mensch, der es liebt, älter zu werden und mehr Lebenserfahrung zu haben. Ich sag’ immer: Mit der Lebenserfahrung von heute hätte ich als 18-Jähriger die Welt erobert. Ich habe überhaupt kein Problem mit meinem Alter. Ich fühle mich fitter als mit 25, bin extrem leistungsfähig.Das klingt nach einem Aber .Aber es ist für mich vor allem mental von Jahr zu Jahr anstrengender geworden. Es ist mühsam, wenn du ständig mit den gleichen Problemen konfrontiert bist.APA/KEYSTONE/GIAN EHRENZELLERBenjamin Karl gewann 2022 Olympiagold im Parallel-RiesentorlaufWelche Probleme denn?Die Probleme mit der FIS. Dass nie ein Geld da ist und wir im Weltverband so eine kleine Sportart sind. Aber bei uns in Österreich ist es nicht anders. Wir können nie nach Übersee fahren zum Trainieren. Wissen Sie, was ich zur Antwort bekommen habe, als ich heuer gefragt habe, was wir machen, wenn im Herbst nicht genug Schnee da ist für das Training?Verraten Sie’s.,Wir hoffen!’ Ich meine: Wir reden hier vom großen ÖSV. Und wir reden vom Training auf allerhöchster Ebene und Weltcupniveau. Wir sind eine extrem erfolgreiche Sparte des ÖSV, aber es ist einfach kein Geld da, damit wir wirklich professionell trainieren. Das nagt seit Jahren an mir. Es wird einfach nicht gewürdigt, welche Leistungen wir bringen.Warum ist das so? Bei den Winterspielen 2022 in Peking haben die Snowboarder vier Medaillen geholt, drei davon in Gold.In den letzten Jahren unter Präsident Peter Schröcksnadel sind wir etwas ernster genommen worden. Da haben wir uns beim ÖSV nicht so schlecht aufgehoben gefühlt. Momentan fühle ich mich aber wie das Letzte. Als Roswitha Stadlober Präsidentin geworden ist, war sie sofort da und dort und hat die Skifahrer besucht. Glauben Sie, dass sie einmal bei uns Snowboardern gewesen wäre? Bei uns war nie jemand. Diese Herabwürdigung von unserem eigenen Verband ist ein Wahnsinn. Aber vielleicht hat der ÖSV solche Probleme, dass sie sich nur mehr ums Skifahren kümmern können.www.redbullmediahouse.comSie wirken sehr frustriert.Mein Leben lang habe ich als Snowboarder kämpfen müssen. Um Akzeptanz, um Aufmerksamkeit und um Anerkennung. Ich habe als Snowboarder laut sein müssen, weil sonst hätte man uns nie gehört. Ich war halt immer auch einer, der sich getraut hat, alles zu sagen, was ich mir denke. Weil ich mein Herz auf der Zunge trage.Sind Sie sich mit Ihrer Offenheit nicht auch manchmal im Weg gestanden? Es hat für mich nur diesen einen Weg gegeben. Meine Mission war, den Snowboardsport sichtbar und größer zu machen. Und das habe ich teilweise sicher geschafft.Einige werden aber auch darauf gehofft haben, dass Sie hinfallen und scheitern.Ich war nie Everybodys Darling, das wollte ich aber auch nie sein. Ich brauche keine Schulterklopfer.Sie sind Olympiasieger, fünffacher Weltmeister und dreifacher Gesamtweltcupsieger. Als Skifahrer würden Sie mit diesen Erfolgen hierzulande Heldenstatus genießen. Skifahren ist bei uns halt die Obersportart. Wenn du in Österreich Skifahrer bist und dann auch noch beim ÖSV, dann geht jeder vor dir in die Knie, wenn du durch die Stadt gehst. Ich habe Marcel Hirscher einmal gefragt, was ich denn tun müsse, damit ich in Österreich Sportler des Jahres werde.Was hat er geantwortet?Er hat gesagt: ,Du musst dein Snowboard in zwei Hälften teilen.’ Und das hat mir zu denken gegeben.Sie gehen jetzt in Ihre letzte Saison. Sind Ihnen auch die Ziele ausgegangen?Olympiasieger bin ich schon. Ein weiterer WM-Titel wäre nichts mehr als ein Wikipedia-Eintrag. Es gibt im Snowboarden keine großen Ziele mehr, die mich motivieren. Die Heim-WM 2027 interessiert mich auch nicht. Ich habe mir den Arsch aufgerissen, aber ich bin jetzt müde vom vielen Kämpfen. Das Motivationsproblem ist dem geschuldet, dass es im Verband nicht gut läuft. Das saugt mir richtig Energie.Man hat Sie im Sommertraining fast ausschließlich auf dem Fahrrad gesehen. Ist das Ihre neue Leidenschaft? Ich war immer schon sehr fanatisch. Und mich wird es auch in den Radsport ziehen. Nach dem Snowboarden will ich eine Radkarriere starten. Weil ich mich gut fühle und weil ich nicht einsehe, dass man mit 40 nicht mehr leistungsfähig ist.Arvid AunerBenjamin Karl spult im Sommer Tausende Kilometer auf dem Fahrrad abSind Sie mit 40 nicht ein bisschen zu alt fürs Umsatteln?Ich war immer einer, der nach den Sternen gegriffen hat. Und wenn mir jemand sagt, dass etwas nicht geht, dann motiviert mich das am meisten. Es geht ja beim Radfahren auch gar nicht ums Gewinnen, sondern um die Erlebnisse. Es gibt so viele tolle Ultrarennen auf der ganzen Welt in Gegenden, in die man sonst nie kommen würde. Das reizt mich total.
Thursday 16 October 2025
kurier.at - 14 hours ago
ÖSV-Olympiasieger Karl: Diese Herabwürdigung ist ein Wahnsinn“


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